Vernissage

:Liebe Gäste,

Danke für Ihr Interesse an meiner Ausstellung.
Wegen der Corona-Krise wurde die Vernissage leider abgesagt.
Darum hier ein paar Worte dazu:

Nichts davon ist SELBSTVERSTÄNDLICH
so habe ich den Titel formuliert,
denn meine Bilder zeigen vordergründig Selbstverständliches,
nur wird es immer weniger selbstverständlich und normal.

Meine Bilder sind natürlich zunächst Ausdruck meiner speziellen Sicht auf meine Umgebung. Es ist genau das, was sie besonders macht. Denn ich verfüge nicht über eine fachkundige Ausbildung oder eine Profi-mäßige Ausstattung. Nur meine kleine Kompaktkamera, die habe ich fast immer dabei, um so die Momente einzufangen, die ich erlebe.
Und seit Fotografieren digital geworden ist, ist die Flut der Bilder so gewaltig angestiegen und die Möglichkeit, alles so zu bearbeiten, dass es fantastisch aussieht.
Da mag es vermessen erscheinen, auch noch seinen Bildern einen eigenen Wert zuzuschreiben.
Nun ja, dazu können Sie sich ja hier Ihren eigenen Eindruck verschaffen.

Meine bisherigen Ausstellungen waren ganz unterschiedlich, von den Orten her, von der Art der Präsentation und der Thematik.
Jedes Mal habe ich mir genau für diesen Ort und diesen Zeitraum etwas darauf Abgestimmtes überlegt.
 
So habe ich es auch dieses Mal gemacht.
Mit dem Unterschied, dass es mir mehr als bisher wichtig ist, diese Möglichkeit dazu zu nutzen, zum Nachdenken anzuregen.
Auf etwas aufmerksam zu machen, was mir seit dem letzten Jahr sehr am Herzen liegt.

Es ist nicht meine Absicht, zu politisieren oder zu polarisieren.
Ich weise in meinen Begleit-Texten nur auf das hin, was gerade passiert.
Auch wenn es durch die aktuellen Katastrophen wieder etwas von den Berichtsseiten verdrängt ist, -
jede:r von Ihnen hat im vergangenen Jahr die Meldungen gehört davon, was sich alles in großem Tempo verändert in unserer Umwelt.
Es passiert so, wie es in den Klimamodellen berechnet war, nur noch sehr viel schneller.
 
Ich habe mich im letzten Jahr sehr viel damit beschäftigt, aber das ist hier nicht mein Thema.
Ich spreche nicht über die Verursacher, noch kommentiere ich die bisherigen Maßnahmen oder belehre Sie über das, was getan werden müsste.
Dafür gibt es andere Orte und Veranstaltungen, wo das besprochen wird. Zum Beispiel gibt es gerade eine sehr gute Info-Ausstellung dazu in der katholischen Kirche St. Otto in Lauf, noch bis Ostern.

Ich möchte Sie einfach sehr bitten, sich zu informieren.
Ich wünschte, alle Verantwortlichen und jede:r einzelne würde sich so zu verhalten, wie Sie es bei Corona tun: Sich informieren, auf die Wissenschaftler hören, ihren Rat ernst nehmen und verstehen, dass die einschneidenden Maßnahmen, auch wenn sie zum Teil sehr schmerzhaft sind, doch unbedingt erfolgen müssen, um noch mehr Schaden zu verhindern.

Ich bin, mit vielen anderen Menschen, in Sorge,
dass die Welt, so wie sie geordnet ist, so wie wir sie brauchen, um darin gut zu leben, bedroht ist, -
und dass es für kommende Generationen noch viel weniger selbstverständlich ist, eine Umwelt vorzufinden, die noch der wunderbare genau aufeinander abgestimmte Lebensraum ist, den wir vorgefunden haben, als wir geboren wurden.

Meine Bilder zeigen einmal die vier Jahreszeiten.
 
Ich liebe unsere Jahreszeiten und ich würde nicht in ein Land auswandern, bei dem es diesen Wandel in der Natur nicht gibt, wo es immer grün ist, oder nur Trockenzeit und Regenzeit gibt. Der gewohnte Wandel, der ist wichtig und notwendig für die Tiere und Pflanzen hier, die genau darauf eingestellt sind. Aber der Wandel, den wir jetzt erleben, der ist anders:

Winter, wie man ihn hier dieses Jahr nicht erlebt hat. Frühling, der uns aufleben lässt, aber der immer früher und wärmer verläuft als ist als üblich, Sommer, wo wir Sonne und Wärme genießen, aber der uns zwei mal hintereinander Extreme gebracht hat, auf die Pflanzen und Menschen bisher nicht eingestellt sind, Herbst, wo die Natur zur Ruhe kommen konnte, wo aber die Stürme heftiger und die Ernten geringer ausfielen.

Und der andere Bereich ist den vier Elementen gewidmet.
Dem wunderbaren Wasser, der lebensspendenden Erde, der Luft, die wir jeden Moment atmen, dem Feuer, das fasziniert, wärmt und verbrennt.  

Dazu zeige ich noch eine Reihe aus der Sammlung „Windungen“, die wie ich finde, in den Zusammenhang passt, weil auch da sich ziemlich viel wandelt.
Wege, die nicht leicht zu finden sind, wo die Orientierung eine Herausforderung ist, wo man immer wieder genötigt ist, die Richtung zu ändern und scheinbar gar nicht dem Ziel näher kommt.

Vielleicht hatten Sie schon einmal die Gelegenheit, ein begehbares Labyrinth zu erproben. Was man am besten ganz langsam und bewusst, Schritt für Schritt, tut, um dabei zu spüren, ob sich diese Erfahrung verbinden lässt mit dem, wo ich gerade in meinem Leben unterwegs bin und nach der Spur suche, die mich zur Mitte führt.

Was bei einem Labyrinth anders ist als bei einem Irrgarten, und manchmal auch anders, als wir es vielleicht selbst erleben: Es gibt keine Sackgassen.
Es sieht verwirrend aus, aber wenn man vertrauensvoll immer den nächsten Schritt tut, kommt man ans Ziel.

Außerdem zeige ich noch zwei Bilder, wo Sie einen kleinen Eindruck von meiner Foto-Schrift bekommen können: Da verwandeln sich die verschiedensten Motive im Auge des Betrachters in Buchstaben, und aus den Buchstaben zu Worten.

Und dann habe ich die Gelegenheit genutzt, da wo täglich viele Fahrzeuge zugelassen, ab- und umgemeldet werden und neue Kennzeichen bekommen, eine Kostprobe meiner Kenn-Zeichen-Sprache anzubieten. Unser schöner Landkreis bietet ja mit LAU- eine tolle Vorlage für viele Wörter. So fahre ich mit einer LAU-NE durch die Gegend, und wir hatten auch schon eine LAU-TE. Und davon inspiriert habe ich inzwischen noch viele andere schöne Wörter gefunden. Die sich noch dazu recht vielfältig kombinieren lassen. -

Beim Nachdenken darüber, ob und wie das mit dem Thema der Ausstellung zusammenpasst, wurde mir klar: Das was bisher so selbstverständlich war, auch das wandelt sich und muss sich in Zukunft noch viel mehr wandeln:

Jede:r hat ein Auto, jede:r braucht ein Auto, vieles funktioniert gar nicht anders, und viele identifizieren sich ganz stark mit ihrem Auto. Die besonderen Wunschkennzeichen sind ja ein Ausdruck davon: Ich will damit zeigen, dass ich nicht irgendwer bin, eine sinnlose Nummer, sondern etwas Originelles, Witziges oder Cooles.

Wie können wir dahin kommen, dass es auch cool ist, ohne eigenes Auto, ohne Abgase und viele andere Schäden für die Umwelt, mobil zu sein?
Ich reise sehr gern. Ich entdecke sehr gern andere Länder und Gegenden. Dass das ganz Vielen so geht, ist total verständlich. Und es galt für die jetzige Zeit auch als selbstverständlich.
Der Wandel, das Umdenken und Umlenken, hat gerade erst zaghaft angefangen.

Diese Welt ist nicht unser Eigentum.
Sie ist uns – als Christ gesprochen, - von Gott anvertraut.
Sie ist uns als Lebensraum gegeben.
Und sie ist der einzige Ort im riesigen Universum, an dem wir leben können. Wenn wir sie kaputt machen, gibt es keinen Ersatz.
Wir haben sie nur als Leihgabe, die auch den Menschen nach uns gehört.
Wir haben sie nur zusammen, mit allen Menschen und Tieren und Pflanzen,
es ist EINE Erde, und alles was wir tun, wirkt sich auf ALLE aus,
und nur wenn wir sie ALLE gemeinsam schützen, kann sie unser Lebensraum bleiben.

Ich wünsche Ihnen Freude an den Bildern
und Liebe und Dankbarkeit für dieser Erde
und heilsame Unruhe über den bedrohlichen Wandel
und Offenheit und Mut für den notwendigen Wandel.              
Dorothea Römischer
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